Sobald Kinder in die Schule kommen, verbringen sie beinah mehr Zeit mit der Lehrperson, als zuhause mit den Eltern! Lehrpersonen nehmen einen wichtigen Platz ein im Leben der Kinder und für die meisten, sind die Erfahrungen mit den Lehrpersonen sehr prägend.
Als ich noch an der Unterstufe der Primarschule unterrichtet habe, kam es nicht selten vor, dass die frischgebackenen Schüler mich mit "Mama" ansprachen. Aus lauter Gewohnheit, weil bisher die Mama die wichtigste Anlaufstelle war.
Für ein gutes Miteinander zwischen Schule, Eltern und Kindern ist der Aufbau einer sicheren Bindung von unschätzbarem Wert.
Vertrauen
"Wo Vertrauen ist, da genügen wenige Worte."
Berthold Mayr
Mit dem Schuleintritt nimmt die Schule gezwungenermassen Einfluss auf die Familie. Viele Eltern hatten selber schlechte Erfahrungen gemacht in der Schule, und fürchten, dass es ihren Kindern bald genau so ergehen könnte. Nicht nur deshalb ist es äusserst wichtig, dass zwischen den Lehrpersonen und den Eltern ein vertrauensvolles Verhältnis entsteht. Die Eltern wollen darauf vertrauen können, dass die Lehrperson ihr Kind freundlich und fair behandelt und ihm den Lernstoff fachgerecht vermittelt. Die Lehrperson will darauf vertrauen können, dass die Eltern sie ihre Arbeit tun lassen und zuhause ihr Kind angemessen unterstützen.
Ein gutes Verhältnis zwischen Lehrperson und Eltern ist auch für das Kind äusserst wichtig. Denn wenn die Eltern einer Lehrperson nicht vertrauen, vertraut es seiner Lehrperson ebenfalls nicht, oder es gerät in einen Loyalitätskonflikt. Beides führt dazu, dass das Kind bei dieser Lehrperson nicht wirklich etwas lernen kann.
Anerkennung
"Wertschätzung ist eine der schönsten Formen von Anerkennung."
Ernst Ferstl
Jeder Mensch sehnt sich nach Anerkennung, weil er sich dadurch angenommen und geliebt fühlt.
In jeder Beziehung – egal ob privat oder in der Schule – können die Menschen besser funktionieren, wenn eine sichere Bindung besteht, also auch zwischen Lehrer und Schüler oder Lehrer und Eltern.
Zum bindungssicheren Umgang gehört auch eine wertschätzende und anerkennende Haltung.
Für Kinder ist dieses Gefühl besonders wichtig, weil sie sich nur so frei entfalten können. Auch für die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus ist der bindungssichere Umgang von ganz besonderem Wert.
Gleichwürdigkeit
"Sich auf Augenhöhe zu begegnen ist keine Frage der Körpergrösse."
Oft kommen Eltern und Lehrer aus ganz unterschiedlichen "Welten". Früher hatte der Lehrer einen besonderen Status in einer Gemeinde, weil er als gebildet galt. So einfach ist es heutzutage nicht mehr, den Respekt der Kinder und ihrer Eltern zu geniessen.
Vielen Lehrpersonen fällt es schwer, ihre SchülerInnen gleichwürdig zu behandeln, weil sie fürchten, dass sie ihre Autorität gegenüber den Kindern verlieren könnten.
Bindungssichere Lehrpersonen wissen, wie Sie ihren SchülerInnen und auch deren Eltern gleichwürdig begegnen und die Klasse sowie Elterngespräche umso besser führen können.
Sicherheit
"Sicherheit erreicht man nicht, indem man Zäune errichtet, Sicherheit gewinnt man, indem man Tore öffnet."
Wie es das Wort schon verrät, wird die Schule durch bindungssicheren Umgang der Lehrperson mit den Schülern und deren Eltern zu einem sicheren Ort, wo die Kinder explorieren, lernen und sich entfalten können, und die Eltern sich ernstgenommen, miteinbezogen und verstanden fühlen.
Der bindungssichere Umgang wirkt sich auch positiv auf den Umgang der SchülerInnen untereinander aus. Sie werden bald feststellen, dass sich das soziale Klima in der Klasse und an der Schule positiv verändert.
Nicht zuletzt soll sich auch die Lehrperson sicher fühlen bei ihrer Arbeit. bindungssichere Lehrpersonen haben wieder Freude an ihrer Arbeit, weil sie genau so Lehrer sein können, wie sie sich das schon immer vorgestellt hatten.
Werden auch Sie eine bindungssichere Lehrperson – oder eine bindungssichere Schule!